Effizientes Heizen in historischen Gebäuden
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Wärmepumpen im Altbau

Die Energiewende im Heizungskeller ist in vollem Gange. Während Wärmepumpen in Neubauten längst zum Standard gehören, stellt sich für viele Altbaubesitzer die Frage: Ist diese Technologie auch für mein historisches Gebäude geeignet? Der Einsatz von Wärmepumpen im Altbau gilt oft als herausfordernd – doch mit den richtigen Maßnahmen und einer durchdachten Planung können auch Besitzer älterer Gebäude von dieser effizienten Heiztechnologie profitieren.

Warum Wärmepumpen auch im Altbau sinnvoll sein können

Rund 75% des deutschen Gebäudebestands wurde vor 1979 erbaut – also vor der ersten Wärmeschutzverordnung. Diese Altbauten werden überwiegend mit fossilen Brennstoffen beheizt, was sowohl aus ökologischer als auch aus wirtschaftlicher Sicht zunehmend problematisch wird. Wärmepumpen im Altbau bieten hier eine zukunftsfähige Alternative.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Im Vergleich zu konventionellen Heizungen arbeiten Wärmepumpen äußerst effizient und können bis zu 75% der benötigten Energie aus der Umwelt gewinnen. Sie nutzen Wärme aus Luft, Erdreich oder Grundwasser und heben diese mit vergleichsweise geringem Stromeinsatz auf ein höheres Temperaturniveau. Besonders in Kombination mit einer Photovoltaikanlage kann so ein nahezu klimaneutrales Heizsystem entstehen.

Die Herausforderungen bei Wärmepumpen im Altbau meistern

Die Integration von Wärmepumpen in Altbauten bringt spezifische Herausforderungen mit sich. Im Gegensatz zu modernen Gebäuden verfügen Altbauten oft über:

  • Unzureichende Wärmedämmung
  • Hohe Vorlauftemperaturen der Heizkörper (oft >55°C)
  • Begrenzte Platzverhältnisse für Technik und Installation
  • Denkmalschutzauflagen bei historischen Gebäuden

Besonders die Vorlauftemperatur spielt eine entscheidende Rolle. Klassische Radiatorenheizsysteme in Altbauten benötigen Vorlauftemperaturen von 60-70°C, während Wärmepumpen am effizientesten bei niedrigen Vorlauftemperaturen von 35-45°C arbeiten. Die Jahresarbeitszahl (JAZ), die die Effizienz einer Wärmepumpe beschreibt, sinkt mit steigender Vorlauftemperatur erheblich. Dies führt zu höheren Betriebskosten und macht das System unter Umständen unwirtschaftlich.

Optimale Wärmepumpenlösungen für den Altbau

Trotz dieser Herausforderungen gibt es verschiedene Wege, Wärmepumpen im Altbau erfolgreich einzusetzen:

1. Vorbereitende Dämmmaßnahmen

Die energetische Sanierung der Gebäudehülle ist oft der erste sinnvolle Schritt. Durch moderne Dämmmaterialien kann der Wärmebedarf erheblich reduziert werden. Besonders effektiv sind:

– Dachdämmung (hier geht die meiste Wärme verloren)
– Fassadendämmung (außen oder innen, je nach Gebäude)
– Kellerdeckendämmung
– Moderne Fenster mit Dreifachverglasung

Mit diesen Maßnahmen lässt sich der Heizwärmebedarf um bis zu 80% reduzieren – dadurch wird auch eine Wärmepumpe mit niedrigeren Vorlauftemperaturen möglich.

2. Anpassung des Wärmeverteilsystems

Wenn eine umfassende Dämmung nicht möglich ist, kann das Wärmeverteilsystem angepasst werden. Optionen hierfür sind:

– Austausch klassischer Heizkörper gegen großflächige Niedertemperaturheizkörper
– Installation einer Fußbodenheizung (wenn möglich)
– Hybride Systeme mit Wärmepumpe als Grundlastgerät und konventionellem Heizkessel für Spitzenlasten

Besonders der letzte Punkt kann eine praktikable Übergangslösung darstellen. Die Hybridheizungen nutzen die Wärmepumpe im effizienten Bereich und schalten nur bei Bedarf auf den konventionellen Heizkessel um.

Welche Wärmepumpentypen eignen sich für Altbauten?

Nicht jede Wärmepumpe ist für den Altbaubereich gleich gut geeignet. Folgende Typen haben sich besonders bewährt:

Luft-Wasser-Wärmepumpen stellen den einfachsten Weg der Nachrüstung dar. Sie benötigen keine aufwändigen Erdarbeiten und können flexibel installiert werden. Moderne Geräte erreichen mittlerweile auch bei niedrigeren Außentemperaturen gute Wirkungsgrade. Allerdings sinkt die Effizienz bei sehr kaltem Wetter.

Grundwasser-Wärmepumpen bieten die höchste Effizienz, da Grundwasser auch im Winter konstante Temperaturen von 8-12°C aufweist. Die Installation erfordert jedoch Bohrungen und wasserrechtliche Genehmigungen, was die Investitionskosten erhöht.

Hochtemperatur-Wärmepumpen sind speziell für Altbauten entwickelt worden. Sie können Vorlauftemperaturen von bis zu 65°C erreichen und sind damit kompatibel mit vorhandenen Heizkörpersystemen. Allerdings arbeiten sie bei diesen Temperaturen weniger effizient als klassische Modelle.

Eine besonders interessante Option für Altbauten sind Sole-Wasser-Wärmepumpen mit oberflächennahen Erdkollektoren. Diese können, falls ausreichend Grundstücksfläche vorhanden ist, relativ kostengünstig verlegt werden und bieten eine stabile Wärmequelle.

Wirtschaftlichkeit und Förderung von Wärmepumpen im Altbau

Die Investitionskosten für eine Wärmepumpenheizung im Altbau liegen je nach System und notwendigen Begleitmaßnahmen zwischen 15.000 und 30.000 Euro. Dem stehen jedoch erhebliche Fördermöglichkeiten gegenüber. Der Staat fördert den Einbau von Wärmepumpen als klimafreundliche Alternative zu fossilen Heizsystemen großzügig.

Besonders attraktiv ist die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG), die beim Austausch einer Ölheizung gegen eine Wärmepumpe Zuschüsse von bis zu 40% der Investitionskosten gewährt. In Kombination mit den gesunkenen Betriebskosten kann sich die Investition oft schon nach 10-15 Jahren amortisieren – deutlich vor Ende der technischen Lebensdauer einer Wärmepumpe.

Wie bei jeder Heizungsmodernisierung empfiehlt sich eine individuelle Wirtschaftlichkeitsberechnung unter Berücksichtigung des spezifischen Gebäudes und der Nutzungsgewohnheiten. Ein qualifizierter Energieberater kann hier wertvolle Hilfestellung leisten und auch bei der Beantragung von Fördermitteln unterstützen.

Smart Heating: Die intelligente Steuerung als Effizienzbooster

Ein oft unterschätzter Faktor für die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen im Altbau ist die intelligente Steuerung. Moderne Smart Thermostate und Wärmepumpen-Controller können den Betrieb deutlich effizienter gestalten:

– Sie berücksichtigen Wetterprognosen und passen die Heizleistung vorausschauend an
– Sie ermöglichen raumweise Temperaturregelung und zeitliche Programmierung
– Bei eigener Photovoltaikanlage kann der selbst erzeugte Strom optimal für den Wärmepumpenbetrieb genutzt werden

Besonders in Altbauten mit ihren speziellen thermischen Eigenschaften (z.B. hohe Speichermasse) können Smart-Heating-Systeme die Effizienz um weitere 10-15% steigern. Mehr zu diesem Thema finden Sie in unserem Artikel über intelligente Wärmesteuerung für Sparfüchse.

Praxisbeispiel: Erfolgreiche Wärmepumpen-Installation in einem Gründerzeithaus

Ein gelungenes Beispiel für den Einsatz einer Wärmepumpe im Altbau zeigt ein saniertes Gründerzeithaus in Berlin. Das um 1900 erbaute Gebäude wurde zunächst mit einer moderaten Dämmung versehen, die den Charakter der Fassade bewahrte. Die ursprünglichen Heizkörper wurden durch großflächige Niedertemperaturradiatoren ersetzt.

Als Heizsystem kam eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit einem 1.000-Liter-Pufferspeicher zum Einsatz. Für besonders kalte Tage wurde ein Elektroheizstab als Backup integriert. Das Gesamtsystem wird über eine Smart-Home-Lösung gesteuert, die Heizzeiten und -temperaturen optimiert.

Das Ergebnis: Trotz der historischen Bausubstanz konnte der Primärenergieverbrauch um 65% gesenkt werden. Die Wärmepumpe erreicht auch bei Außentemperaturen von -10°C noch eine akzeptable Jahresarbeitszahl von 2,8. Die Mehrkosten gegenüber einer neuen Gasheizung amortisieren sich bei den aktuellen Energiepreisen voraussichtlich innerhalb von 12 Jahren.

Fazit: Wärmepumpen im Altbau – eine lohnende Investition mit Zukunft

Der Einbau einer Wärmepumpe im Altbau stellt zweifellos eine Herausforderung dar, ist aber mit der richtigen Planung und unterstützenden Maßnahmen durchaus machbar und wirtschaftlich sinnvoll. Besonders die steigende CO2-Bepreisung fossiler Brennstoffe wird die Wirtschaftlichkeit von Wärmepumpen in den kommenden Jahren weiter verbessern.

Wichtig ist eine ganzheitliche Betrachtung des Gebäudes und eine ehrliche Analyse der baulichen Voraussetzungen. Nicht jeder Altbau eignet sich ohne weiteres für eine Wärmepumpe – doch mit den richtigen Begleitmaßnahmen lässt sich in den meisten Fällen eine zukunftssichere Lösung finden.

Angesichts der politischen Ziele zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors und der attraktiven Förderlandschaft ist jetzt ein guter Zeitpunkt, über den Umstieg auf eine Wärmepumpe nachzudenken – auch und gerade im Altbau.

Autor

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Jonas Wagner

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